Man nehme etwas Licht. Aber welches?

Spektakuläre Sonnenauf- und Untergänge schön und gut, aber wer den Details der Natur auf der Spur ist, der ist mit einem trüben, vielleicht regnerischen Tag besser bedient. Denn die Binsenweisheit vom vielen Licht und Schatten wird auf dem Dia gern mal in Form ausgefressener Lichter und tiefer Schwärzen sichtbar, in denen keine Strukturen mehr erkennbar sind — die Helligkeitskontraste sind bei Sonne oft zu stark, um vom Filmmaterial verlustfrei wiedergegeben werden zu können.

Speziell wenn Detailreichtum gefragt ist, sollte man darauf achten, die Hell-Dunkel-Kontraste im Bild gering zu halten. Es bewährt sich, bei Diaaufnahmen für die Projektion eine Differenz von ca. 6 Blendenstufen zwischen den hellsten und den dunkelsten Partien, in denen Sie noch Struktur sehen möchten, nicht zu überschreiten.

Deshalb bin ich bevorzugt bei so genanntem schlechtem Wetter unterwegs: Bedeckter Himmel liefert ganztags wunderbar diffuses Licht ohne übermäßige Kontraste, und die Natur präsentiert sich in viel frischeren Farben als bei sommerlichem Hitzeflirren.

Aber zumindest bei Nahaufnahmen ist es auch kein Problem, wenn die Mittagssonne brennt: Oft liefert zum Beispiel die Fototasche genug Schatten, den man wiederum durch ein Stück weißer Pappe aufhellen kann (die übrigens auch gute Dienste als Windabweiser an stürmischen Tagen leistet). Ein anderer Lieferant für hinreichend diffuses Licht ist eine zwischen Sonne und Motiv aufgespannte kräftige Malerplane, die zur Standardbestückung meines Rucksacks gehört, schon damit ich auch mal auf schlammigem Untergrund in die Knie gehen kann.

Und dann gibt's noch Kunstlicht. Zum Beispiel als Elektronenblitzgerät. Als Haupt-Lichtquelle draußen eher ungeeignet, weil man bei transportablen Modellen die Wirkung vorher nicht beurteilen kann (wenn man z.B. als Insektenfotograf mit immer denselben Einstellungen arbeitet, mag das nicht stören), aber brauchbar als kräftiger Schatten-Aufheller oder etwa auch, um einem windbewegten Blümchen trotz längerer Verschlusszeit eine scharfe Kontur zu verpassen. Unverzichtbar ist für mich draußen eine Stablampe, mit der man kleinen Motiven das entscheidende Spitzlicht verpassen kann, die aber auch die Einstellung mit dem Balgengerät vereinfacht (ein zweites, leichtes Stativ für Lampe oder Blitz ist eine gute Idee).

Manches fotografiere ich lieber in meinem improvisierten Kellerstudio. Da gibt's keinen Wind, aber viele interessante Lichtquellen. Etwa einen Leuchttisch — nur zum Diasortieren viel zu schade. Kräftiges, gerichtetes Licht gibt der Diaprojektor, und die bereits erwähnte Stablampe macht sich im Keller prima als Spot. Hintergrundmaterial muss man auch nicht teuer im Fotogeschäft einkaufen: Die mattweiße Dialeinwand tut's ebenso, und fürs Bunte hab' ich immer ein paar Bögen Cansonpapier daheim. Dazu kommt noch ein Faltreflektor nebst selbst gebastelter Halterung.

Und wieviel davon?

Erwarten Sie hier bitte keine Einführung in den Umgang mit Verschlusszeit und Blende — das können andere besser, siehe zum Beispiel den exzellenten Internet-Fotolehrgang von Tom Striewisch [extern]. Ich möchte hier lediglich eine Lanze brechen für ein Zubehörteil, das angesichts immer weiter automatisierter Kameras zunehmend ein Nischendasein führt: den Handbelichtungsmesser.

Die typische Kamera zu Beginn des 21. Jahrhunderts misst die Belichtung in einem Dutzend oder mehr Segmenten einzeln, und sie vergleicht das Ergebnis mit zigtausend abgespeicherten Fotografien, um die Belichtung einem typischen Muster anzupassen. Die Idee ist ja nicht schlecht, aber das Problem ist, dass die Kamera dem Benutzer zwar meist noch verrät, welche Belichtungswerte sie nehmen würde, aber nicht sagt, warum.

Früher wusste man wenigstens, der große Kreis im Sucher trägt 60% zum Messergebnis bei (oder so ähnlich), und konnte mit etwas Übung abschätzen, in welche Richtung man die vorgeschlagene Belichtung korrigieren musste. Heute erwartet die Kamera von ihrem User bedingungsloses Vertrauen unter der Maßgabe, dass sie ohnehin viel mehr vom Fotografieren versteht als er …

Wer sich Mühe mit der Bildgestaltung gibt, der sollte sich auch die Ermittlung der Belichtungsdaten nicht aus der Hand nehmen lassen. Und deutlich besser als alle Messmodi der Kamera ist ein guter Handbelichtungsmesser.

Hier unterscheidet man außer zwischen analogen und digitalen Modellen vor allem zwischen Geräten für Lichtmessung und solchen für Objektmessung: Bei ersterer misst man das am Motiv eintreffende Licht (ohne zu sehr in die Details gehen zu wollen, wird also vom Motiv in Richtung Kamera gemessen), bei letzterer dasjenige, das vom Motiv reflektiert wird (nach diesem Prinzip arbeitet auch der Belichtungsmesser in der Kamera).

Eine Lichtmessung wird daher unabhängig von den Helligkeitswerten des Motivs meist Werte liefern, die unkorrigiert übernommen werden können, ohne dass man Gefahr läuft, mit der Belichtung total daneben zu liegen. Das macht sie ideal, wenn’s schnell gehen soll — insbesondere bei Aufnahmen auf tolerantem Farbnegativ-Material. Ihre Grenzen findet die Lichtmessung allerdings, wenn es darum geht, die Helligkeits- und Kontrastverteilung im Motiv zu analysieren oder die Bildgestaltung durch gezielte Überbetonung von Licht- oder Schattenpartien zu unterstützen. Anders gesagt: Eine Lichtmessung wird die „Trefferquote“ gegenüber einer Kamera-Vollautomatik schon deutlich erhöhen, aber unter kritischen Bedingungen arbeitet auch sie noch zu pauschal.

Für bewusstes Arbeiten mit den Möglichkeiten des Lichts empfiehlt es sich deshalb, zusätzlich einen Spot-(also punktuell messenden)Belichtungsmesser zu verwenden. Das „Abtasten“ des Motivs auf Kontrastumfänge, hellste und dunkelste Partien etc. dauert zwar etwas länger, aber im Gegenzug gewinnt man beim Arbeiten mit der Spotmessung im Laufe der Zeit auch Erfahrungen, in welche Richtung man die Werte einer reinen Lichtmessung zu korrigieren hat, um ein bestimmtes Resultat zu erzielen.

Die Spot-Messmethode beherrschen zwar viele hochwertige Kameras zusätzlich zur üblichen Integral- und Mehrsegment-Messung; aber wenn man primär vom Stativ fotografiert, ist es leichter, auch die Spotmessung per Handbelichtungsmesser vorzunehmen. Dabei gibt es reine Spotmeter, die dann aber keine Lichtmessung beherrschen, Spotvorsätze für Lichtmesser und einige Kombi-Geräte, die mit gewissen funktionellen Abstrichen gegenüber den Spezialisten beides beherrschen; die meisten können zusätzlich sogar Blitzlicht messen. Ob nun mein Kombi Sekonic 508 (dieser hat gegenüber reinen Spotmessern eine leicht verringerte Lichtempfindlichkeit im Spot-Betrieb, was aber nur bei Nachtaufnahmen zum Tragen kommt) oder ein hochwertiger „Beli“ z.B. von Gossen oder Minolta [alle extern]: Die Investition in so ein Gerät ist meist besser angelegtes Geld als die Mehrausgabe für eine belichtungstechnisch aufwendigere Kamera.

 
Versuchen Sie das mal mit automatischer Belichtung nach Mehrfeldmessung …