Daß will ich nicht mehr sehen Nach klassischen Regeln aß man aus dem Faß, wenn auch bereits in Maßen oder in Massen, und wem das nicht paßte, der konnte es lassen und tschüß, Gruß und Kuß. Heute hingegen muss niemand mehr die Absonderlichkeiten der ß-/ss-Schreibung auswendig lernen, denn die Reform regelt das Problem einfach, eindeutig und ausnahmslos logisch. Etwaige Fehler in diesem Bereich sind meines Erachtens ebenso auf die Macht der Gewohnheit zurückzuführen wie die verbreitete Empfindung, dass das daß dem dass vorzuziehen sei ... Überdies steht der aktuelle Medienrummel in keinem gesunden Verhältnis zu der Aufmerksamkeit, die Zeitungs- und Buchverlage der Rechtschreibung, sei sie nun klassisch oder reformiert, im Alltagsgeschäft widmen. Denn auch renommierte Häuser glauben es sich heute leisten zu können, sich kein Korrektorat mehr leisten zu müssen, selbst die von mir so geschätzte zeitgenössische philosophische Literatur mutet mir neuerdings orthografische und stilistische Fehler in Quantitäten zu, die bei keinem mittelmäßigen Studentenaufsatz akzeptiert würden. Wer aber seine Leser dergestalt für nicht ganz voll nimmt, für den ist das gegenwärtig so große Thema Rechtschreibung irgendwann das geringste Problem. |
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