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Frühjahr 2008:
Weitere Anmerkungen zu wort-und-satz.de/radhelm.htm

Seit diese Seite online ist (und insbesondere seit sie auf der Radhelm-Seite der deutschen Wikipedia verlinkt ist), bekomme ich eine Menge Post rund ums Thema, die mich mitunter auch dazu veranlasst, manche Dinge erneut oder aus einer anderen Perspektive zu überdenken. Manchmal, aber eben nicht immer pflege ich neue Aspekte, die sich aus solchen Diskussionen ergeben, in mein kleines Faltblatt ein; daher hier einmal der Versuch einer Zusammenfassung weiterer Gedanken:

 

Kinder und Helm

Meine im Faltblatt erwähnte Tochter, damals Laufradfahrerin, ist inzwischen recht sicher auf einem 20-Zoll-Fahrrad unterwegs, auch ihr zwei Jahre jüngerer Bruder setzt sich nur noch selten in den Hänger, sondern strampelt lieber selbst. Beide besitzen sie Radhelme, und innerorts (im Hinblick z.B. auf Bordsteinkanten oder Einmündungen) lege ich normalerweise Wert darauf, dass sie ihn aufsetzen - im Bewusstsein dessen, dass sie bestimmte Situationen und Risiken noch nicht selbst einschätzen bzw. bewerten können. Auf Touren über Land abseits des motorisierten Verkehrs dürfen sie's halten, wie sie wollen, denn da sehe ich keine nennenswerten Risiken, die den zusätzlichen Ermüdungsfaktor rechtfertigen (relativ zu Erwachsenen haben die Kinder immerhin deutlich schwerer am Helm zu tragen und mehr zu schwitzen).

Weil ich gelegentlich gefragt werde: Der Transport eines Kindes auf dem Eltern-Fahrrad kam für mich aus Sicherheitsgründen im Vergleich zum Anhänger niemals infrage; allerdings bin ich mir dessen bewusst, dass bei begrenzter Abstellfläche der Kindersitz die praktikablere Alternative ist. Weil mir diese Variante allerdings speziell beim Beladen und Aufsteigen recht kippelig erscheint, würde ich einem Kind im Kindersitz immer einen Helm aufsetzen.

Wo mir der Sinn eines Helms allerdings völlig verborgen bleibt, ist beim Kindertransport im Anhänger. Unser Ritschie baut schon vergleichsweise hoch, und selbst bei gelegentlichen Bergtouren ist es mir nie "gelungen", ihn auch nur zum Kippeln zu bringen. Am bizarrsten (und erschreckend oft zu beobachten) ist, wenn selbst bei Fahrten auf Schotter das Fliegenverdeck geöffnet bleibt und die Hängerpassagiere womöglich nicht einmal angeschnallt sind. Solche Kinder tragen (als bedauernswerte Opfer verzerrter Risikowahrnehmung ihrer Eltern) meistens Helm; leider nicht vor dem Gesicht, wo er ihnen in diesem Fall sogar etwas nützen würde ...

 

Relatives Risiko

Wenn sich Leute zu Wort melden, die bezeugen zu können glauben, ein Fahrradhelm habe ihnen schon mindestens einmal das Leben gerettet, dann liegt den meisten mir bekannt gewordenen (Un-)Fällen die eine oder andere Form klassischen Leichtsinns zugrunde:

Niemand wird gezwungen, dem so genannten "Sport" des MTB-Downhill nachzugehen oder Stunts auf Treppen zu inszenieren. Ebenso wenig ist ein Rennradfahrer verpflichtet, sich am Limit seiner physischen Leistungsfähigkeit durch den fließenden Verkehr zu bewegen oder im dicht gedrängten Pulk, womöglich gar als Teilnehmer von Massenveranstaltungen unterwegs zu sein.

Auch im Alltagsverkehr lassen sich Risiken minimieren, etwa durch großzügige Abstände von Bordsteinkanten oder eine allgemeine gesunde Skepsis gegenüber Radwegen.

Kurz gesagt: Wenn man als Radfahrer umsichtig und entspannt statt pseudosportlich-verbissen unterwegs ist, dann senkt man sein Unfallrisiko in vermutlich weitaus größerem Maße, als ein Radhelm imstande wäre, etwaige Unfallfolgen zu mindern. Wenn man andererseits partout der Meinung ist, auf dem Rad keinen Blödsinn auslassen zu dürfen, dann ist es sicherlich eine gute Idee, das Resthirn ein wenig zu polstern (:-)

 

Und abschließend sei, um entsprechenden Missverständnissen zu begegnen, darauf hingewiesen, dass es sich bei "Der Radhelm" und den begleitenden Seiten trotz einiger Recherchen und Quellenangaben nicht um eine wissenschaftliche Arbeit, sondern um meine private Meinungsäußerung handelt.

 

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