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Nette Begleiterin mit kleinen Schönheitsfehlern

Alle Fotos auf dieser Seite (©Christian Wöhrl 2003) entstanden mit der Pentax Optio S bei Einstellung auf Spot-Belichtungs- und -Entfernungsmessung; mit Ausnahme zweier entsprechend gekennzeichneter Bilder habe ich die Rohdaten nicht bearbeitet oder beschnitten, sondern lediglich in PhotoShop 6.0 skaliert. Größere Ansichten (480x360 px, JPG-Qualitätsstufe 60%) gibt es per Klick auf die jeweilige Miniatur-Ansicht.

Die ersten 1500 Bilder sind belichtet, und mein guter Eindruck von der Pentax Optio S verfestigt sich. Dieser Winzling, der selbst eine so kleine 35mm-Kamera wie die Olympus µ2 klobig aussehen lässt, hat sich im ersten halben Jahr als unauffälliges visuelles Notizbuch bestens bewährt.

 
Die Globalisierung der deutschen Sprache treibt mitunter bizarre Blüten. Und meine kleine Digiknipse unterstützt mich dezent beim Botanisieren.
 

Stärken und Schwächen der Kamera aus meiner Sicht:

Sehr angenehm ist das Bedienkonzept der Optio S. Ein halbes Dutzend Knöpfchen plus ein Vierwege-Wippschalter auf der Rückseite sind so günstig angeordnet, dass ich nahezu alle Einstellungen einschließlich manueller Fokussierung bequem mit einer Hand vornehmen kann. Die einzelnen Elemente liegen auch für große Finger weit genug auseinander, die Tastenbelegung ist ziemlich logisch, alle Druckpunkte klar definiert. Erfreulicher Nebeneffekt der Einhand-Bedienbarkeit: Die Linke kann dank der winzigen Abmessungen als Streulichtblende für den Monitor und das Objektiv zugleich dienen. (Bei schwachem Licht gehören wg. Verwacklungsgefahr natürlich beide Hände ans Gehäuse.)

Insgesamt lassen sich Eingriffe in die vollautomatische Steuerung für mein Empfinden wesentlich einfacher vornehmen als bei mancher angeblich semiprofessionellen Digitalkamera; diese Eingriffe sind natürlich begrenzt, aber sie reichen aus, um auch unter kritischen Bedingungen einigermaßen zufriedenstellende Bildergebnisse zu erzielen.

Wenn man sich komplett auf die Automatikfunktionen verlässt, ist die Bildqualität eher durchwachsen. Generell arbeitet bei dieser Kamera die Hardware besser als die Software, will sagen: Die Abbildungsleistung der Optik geht für ein Dreifach-Zoom in Ordnung (Verzeichnungen sind im kurz- und mittelbrennweitigen Bereich deutlich sichtbar, die Schärfe ist über die gesamte Bildfläche in Ordnung, Vignettierung ist vernachlässigbar), während der automatische Weißabgleich in den allermeisten Fällen ziemlich daneben liegt, was sich in entsprechend unrealistischer Farbwiedergabe bemerkbar macht. Aus diesem Grund habe ich den Wippschalter mit den Voreinstellungen für die Weißbalance belegt und nutze diese Funktion bei fast jeder Aufnahme. Für kritische Fälle steckt zudem ein visitenkartengroßes Stück mattweißen Kartons mit in der Tasche, um den Weißabgleich manuell vorzunehmen (die einzige Verrichtung im täglichen Gebrauch, die beide Hände erfordert). Auch die Leuchtkraft der Farben könnte generell stärker sein, finde ich als leidenschaftlicher Diagucker.

 
Vollautomatik im Vergleich zu behutsamer PhotoShop-Optimierung (Details siehe Großansicht).
 

Die JPG-Komprimierung geht wieder in Ordnung, wobei die mittlere Qualitätsstufe (durchschnittlich knapp 1 Megabyte bei 2048x1536) auch bei Ausbelichtungen kritischer Motive (Kanten, Farbverläufe) keine sichtbaren Verluste gegenüber der höchsten Stufe (typischerweise 1,8 MB) erzeugt. 3,2 Megapixel haben natürlich ihre Grenzen, aber insgesamt reicht die Qualität der Aufnahmen bei minimaler Vorarbeit wie beschrieben für tadellose Ausbelichtungen in DIN A5 und für Zeitungsdruck in DIN A4.

Über die Qualität der Belichtungssteuerung im Auslieferungszustand kann ich keine Aussage treffen, weil einer meiner ersten Handgriffe darin bestand, die Messmethode von Mehrfeld auf Spot umzuschalten (ebenso wie das Autofokus-Messfeld; warum, steht hier), und ich seither keinen Grund sah, das zu ändern. Da der extrem kleine Chip der Kamera für ziemlich viel Tiefenschärfe sorgt, findet sich immer ein Motivbereich geeigneter Helligkeit, auf den sich Schärfe und Belichtung einstellen lassen. Die kombinierte Messwertspeicherung per halbem Auslöser-Druck ist mir in kürzester Zeit zur Gewohnheit geworden, und die Resultate sind meist so überzeugend, dass ich die Option manueller Belichtungssteuerung kaum einmal vermisse.

 
Hin und wieder spiele ich mal mit dem Schwarzweiß-Modus: In Grenzen lässt sich per absichtlich dejustiertem Weißabgleich eine Tonwertsteuerung per Farbfilter simulieren. Präziser geht das aber hinterher in PhotoShop.
  Die angebliche Programmautomatik ist de facto eine Zeitautomatik nach automatischer Vorwahl einer von zwei Blendeneinstellungen pro Zoomstufe. Diese beiden Blenden liegen nur um rund anderthalb Stufen auseinander; ab welcher Motivhelligkeit abgeblendet wird, ist vom gewählten Motivprogramm abhängig. Mein Standardprogramm ist „Nacht“; hier bleibt die Blende bis ca. 1/500s offen, und es sind Verschlusszeiten von maximal einer Sekunde möglich (länger geht leider nicht; das ist einer meiner Hauptkritikpunkte an der Optio S). Bei ausreichender Helligkeit kommt alternativ auch „Landschaft“ zum Einsatz, wobei die Kamera schon etwa bei Erreichen der 1/125s abblendet; hier ist die längste Verschlusszeit eine Achtelsekunde. Die anderen Motivprogramme sind meines Erachtens nicht sinnvoll nutzbar, weil sie nicht nur die Belichtungssteuerung, sondern meist auch Kontrast und Farbsättigung beeinflussen, und das sind Faktoren, die man hinterher im Bildbearbeitungsprogramm sehr viel feinfühliger steuern kann. Sehr gut: Die Belichtungsdaten werden beim halben Druck auf den Auslöser (Messwertspeicherung) angezeigt, und zwar auch dann, wenn man die sonstigen Monitor-Informationen zur besseren Bildgestaltung ausgeblendet hat.
 
Entschieden zu viel Schärfentiefe, aber ansonsten für ein Knipsbild en passant ein passables Ergebnis.
  A propos Bildgestaltung: Diese ist leider nur mit dem LCD-Monitor möglich, weil der optische Sucher gerade mal drei Viertel des tatsächlichen Bildes anzeigt. Entsprechend hoch ist der Stromverbrauch der Kamera; selbst wenn der Blitz ausgeschaltet bleibt (diese wie nahezu alle anderen Voreinstellungen lassen sich übrigens wahlweise dauerhaft speichern) komme ich auf weniger als hundert Aufnahmen pro Akkuladung. Der leider teure Spezialakku ist allerdings sehr klein und leicht, so dass ein zweiter bei mir immer dabei ist. Das Display hat überdies einen recht anständigen Betrachtungswinkel; zumindest grobes Anpeilen des Motivs ist auch aus der Hüfte möglich.
 
Für solche Motive wünschte ich mir ein einblendbares Gitterraster auf dem Monitor … Die Qualität der Dämmerungsaufnahme ist o.k., die Verzeichnung (bei kürzester Brennweite) hingegen deutlich sichtbar.
 

Die diversen Blitzfunktionen der Optio S sind ziemlich irrelevant; ob nun Vorblitz oder nicht, rote Augen gibt es immer, und die Reichweite des Scheinwerferchens ist auch dürftig (wobei laut diversen Tests der Mitbewerb das noch deutlich schlechter macht). Meine Standard-Einstellung ist daher „Blitz immer aus“. Hübsch finde ich es allerdings, dass die Kombination aus „Blitz immer an“ und dem Motivprogramm „Nacht“ einen Aufhellblitz bei gleichzeitig der Umgebungshelligkeit entsprechender Verschlusszeit erzeugt; in dunklen Räumen gibt das schöne Wischeffekte. Hier fehlt mir lediglich die Option, die Blitzbelichtung getrennt von der Haupt-Belichtung zu regeln; aber ich will nicht unfair sein: Von einer Kamera, die sich wohl eher an Knipser richtet, kann man ein solches Feature kaum erwarten.

 
Wisch-Fotos mit Aufhellblitz sind extrem einfach; und speziell hierbei weiß man die sofortige Kontrolle des Bildergebnisses zu schätzen.
  Eine der Stärken der Optio S ist ihre Makro-Funktion: In der mittleren Zoom-Stellung kommt man wahlweise mit automatischer oder manueller Fokussierung bis auf 6 cm an das Motiv heran (das entspricht einem Bildfeld von ca. 24x32mm), ansonsten sind es immerhin noch 20 cm. Die Verzeichnung der Optik erlaubt leider keine hochwertigen Reproduktionen, aber Makrofotos in der Natur werden allemal brauchbar (hier kommt wieder die bauartbedingt enorme Tiefenschärfe gestalterisch negativ zum Tragen). Der Autofokus funktioniert meist zuverlässig, wenn auch nicht sonderlich zügig; die manuelle Scharfstellung ist leicht zu bedienen, jedoch in puncto Präzision nicht mit der Mattscheibenfokussierung bei einer Reflexkamera zu vergleichen.
 
Okay, mit einer lupenreinen Makrolinse am Balgen kann die Optio nicht mithalten. Aber für einen Immerdabei-Winzling sind die Nahaufnahme-Fähigkeiten schon recht beachtlich.
  Schnelligkeit ist prinzipiell keine Primärtugend dieser Pentax: Die Speicherung der JPG-Bilddaten dauert nach meinen Messungen durchschnittlich rund fünf Sekunden, Ein- und Ausschalten werden auch zur Geduldsprobe. Und die Auslöseverzögerung ist zwar schon merklich geringer als bei älteren Digiknipsen, die ich im Lauf der Zeit ausprobiert habe, aber für Kinderaufnahmen immer noch indiskutabel lang. Das ist einfach lästig bei einem Kameratyp, der ansonsten den Foto-Produktionsprozess so deutlich beschleunigt.
 
Mal eben ein bisschen rumprobieren: Die Digitale setzt die Hemmschwelle deutlich herunter.
 

Ein Fazit in Noten: Als reine Immer-dabei-Knipsmaschine bekommt die Pentax Optio S von mir eine glatte Eins, als Arbeitsgerät unter Berücksichtigung ihrer grundsätzlichen Einschränkungen eine Drei minus. Meinen Ansprüchen an eine vollwertige Digitalkamera wird sie nur sehr eingeschränkt gerecht, aber zurzeit (im Herbst 2003) ist keine Kamera absehbar, die diesen Ansprüchen genügt, ohne gleich mehrere tausend Euro teurer zu sein, in der Preis-Leistungs-Wertung gibt es also eine Zwei plus.

 
Abendstimmung vom Feinsten am Hamburger Michel. Hier ist der warme Farbstich durchaus gewollt (manuelle Voreinstellung <Schatten>).
  Einige Tipps noch zum Zubehör: Außer dem bereits erwähnten Reserve-Akku und dem mattweißen Kartonstück für den manuellen Weißabgleich ist der einfache Fernauslöser immer dabei. Bei manchen Kameras gehört so etwas zum Lieferumfang, aber auch rund 15 Euro sind eine akzeptable Investition in zusätzliche Bildschärfe, und die Vorlaufzeit des Selbstauslösers, wenn die Kamera auf einer Mauer oder auf dem Stativ steht, ist bei manchen Motiven nicht akzeptabel. A propos Stativ: Zu einem Fliegengewicht wie der Optio passt zwar ein 5,99-Euro-Minimal-Dreibein sehr gut, aber wenn die Hosentasche etwas geräumiger ist, empfiehlt sich eher dieses Ortec-Modell:
 
Ein Ast oder Wegweiser findet sich eigentlich immer, der Stativkopf ist extrem variabel, und als Dreibein funktioniert das Stativ bei Bedarf auch. Kostet knapp 30 Euro, etwa bei www.globetrotter.de. (Das Mini hier links ist der Klarheit halber nachbearbeitet; das große Bild dann nicht mehr.)
 
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